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Das Warschau Maria Skłodowska-Curies

Maria Skłodowska-Curie war eine bedeutende polnische Wissenschaftlerin, die Entdeckerin der radioaktiven Elemente Polonium und Radium und die erste Frau, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Bevor sie sich dauerhaft in Frankreich niederließ, war ihre Heimatstadt Warschau. Hier verbrachte sie ihre Kindheit, besuchte Schulen und entdeckte ihre wahre wissenschaftliche Berufung. Erfahren Sie mehr über die Warschauer Orte der Nobelpreisträgerin und hören Sie die faszinierenden Geschichten, die mit ihnen verbunden sind. Sie werden sehen, dass sich hinter der „denkmalhaften“ Maria Skłodowska-Curie eine Frau verbarg, deren Charakter durch die Zeit, in der sie lebte, geprägt wurde.

Hier wurde am 7. November 1867 Maria Skłodowska geboren. Zu dieser Zeit beherbergte das Gebäude ein Mädcheninternat, das von Marias Mutter Bronisława geleitet wurde. Der Vater der Wissenschaftlerin, Władysław Skłodowski, war ein in Warschau bekannter Mathematik- und Physiklehrer. Ein Jahr nach Marias Geburt erhielt er eine Stelle als Unterinspektor am Männergymnasium, woraufhin die Familie ihren Wohnort wechselte.

Heute befindet sich das Maria Skłodowska-Curie-Museum in der ulica Freta 16. In der Ausstellung sind Dokumente, persönliche Gegenstände und Laborausstattung zu sehen, die einst der Wissenschaftlern gehörten.

Es ist eine der ältesten Kirchen Warschaus und der Ort, an dem Maria getauft wurde. Die Zeremonie dieses Sakraments ist bis heute erhalten geblieben. Maria, zu Hause Mania genannt, war der Augapfel ihrer ältesten Schwester Zofia. Zeit ihres Lebens hielt sie auch Kontakt zu ihren drei anderen Geschwistern.

Die Kirche Mariä Empfängnis wurde der Legende nach zu Beginn des 15. Jh. an der Stelle eines heidnischen Tempels errichtet. Ein Jahrhundert später wurde ein charakteristischer gotischer Turm errichtet, neben dem sich eine Terrasse mit malerischem Blick auf die Weichsel und das rechte Ufer der Stadt befindet.

Der Weichselhang war einer der Lieblingsorte der jungen Maria für Spaziergänge. Auch bei ihrem letzten Besuch in Warschau im Jahr 1932 war sie hier. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde das Gebiet unterhalb des Warschauer Steilhangs dicht bebaut, beide Weichselufer wurden durch die neu errichtete Alexander-Brücke, auch Kierbedzia-Brücke genannt, miteinander verbunden.

Heute ist das Stadtbild, das man vom Steilhang aus sieht, ein völlig anderes – es sind der Multimedia-Springbrunnenpark, Strände, Bars und Flaniermeilen an der Weichsel zu sehen. Maria Skłodowska-Curie… bewundert sie immer noch, diesmal jedoch von dem Denkmal aus, das auf dem Gipfel des Steilhangs in der Nähe der Kirche Mariä Empfängnis steht.

In dieser Kirche empfing Maria ihre erste heilige Kommunion. Das Gebäude hat eine sehr interessante Geschichte. Das Gotteshaus aus dem 18. Jh. wurde außerhalb der Stadtmauern für die Dominikanermönche errichtet.

Während des Warschauer Aufstands im Jahr 1944 beherbergte es ein Feldlazarett. Unbeeindruckt davon bombardierten die Nazis das Gebäude und töteten mehr als 1.000 Menschen – Verwundete wie Krankenhauspersonal gleichermaßen. Die Kirche wurde 1968 wieder aufgebaut.

Hier befand sich das Industrie- und Landwirtschaftsmuseum, eine Bildungs- und wissenschaftliche Forschungseinrichtung.
Im Anbau auf der Rückseite des Gebäudes befand sich das Physiklabor, in dem Maria dank der Freundlichkeit ihres Cousins, der die Einrichtung leitete, Experimente durchführen konnte. Die Anfänge der wissenschaftlichen Karriere einer Frau in jenen Jahren waren kein Zuckerschlecken…

Das Bristol ist eines der beiden bekanntesten Hotels in Warschau. Hier stiegen große Politiker und Künstler ab, und 1913 wurde im Himbeersaal ein Bankett zu Ehren der Wissenschaftlerin gegeben, nachdem diese gerade den Nobelpreis erhalten hatte. Während der Reden schrieb Maria Skłodowska-Curie immer wieder etwas in ihr Notizbuch. Es stellte sich heraus, dass sie nicht den Lobeshymnen lauschte, sondern gerade eine mathematische Aufgabe löste.

Zwischen der ulica Karowa und der Visitantinnen-Kirche stand das Gebäude des Dritten Staatlichen Frauengymnasiums, das von der jungen Maria Skłodowska besucht wurde. Marias Eltern legten großen Wert auf die Bildung ihrer Kinder. Neben dem täglichen Unterricht in der Schule erhielten sie auch zu Hause eine gehörige Portion Wissen auf den Weg. Abends las ihnen ihr Vater unter anderem ausländische Literatur im Original vor. Infolgedessen beherrschte Maria fünf Sprachen fließend und schloss die Sekundarschule im Alter von 16 Jahren mit ausgezeichneten Ergebnissen ab.

An der Universität Warschau erschien Maria Skłodowska-Curie zur Eröffnung des akademischen Jahres 1921/1922 und 1925, als sie das Physikalische Institut besuchte. Bei dem letztgenannten Besuch versuchten viele Menschen, in den Saal zu gelangen, um ihren Vortrag über den Forschungsstand zur Radioaktivität zu hören. Die Universität Warschau versuchte, die Nobelpreisträgerin für den Lehrstuhl für Experimentalphysik zu gewinnen. Diese lehnte zwar ab, hielt aber weiterhin Kontakt zur Universität.

Maria Skłodowska-Curie war ein Vorbild für viele Frauen, die zu Beginn des 20. Jh. eine wissenschaftliche Laufbahn einschlugen und gegen stereotype Vorstellungen von sich selbst ankämpfen mussten. Interessanterweise war Maria auch eine der ersten Frauen, die einen Führerschein machten.

Auf dem Weg zur Schule kam Maria nahezu jeden Tag am Saski-Garten vorbei. Die sorgfältig gepflegten Pflanzen, der Pumpenraum für Mineralwasser, das Sommertheater und der Saski-Palast, der den Garten nach Osten hin abschließt, machten diesen Ort zum Salon von Warschau.

Der Garten sieht heute anders aus als damals, als die Wissenschaftlerin noch jung war. Denn er wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und der Saski-Palast von den Nazis gesprengt. Vom Palast ist nur noch ein Fragment des Arkadengangs übrig, in dem vor dem Krieg das Grabmal des Unbekannten Soldaten untergebracht war.

An der früheren Adresse Nowolipki 11/15 befand sich das Zweite Männergymnasium. Hier zog Władysław Skłodowski mit seiner Familie ein, als er zum Unterinspektor der Schule ernannt wurde. Um die Haushaltskasse aufzubessern, betrieb er dort auch ein Jungenwohnheim. Hier verbrachte Maria ihre frühe Kindheit.

Die Skłodowskis zogen in den nächsten Jahren mehrmals um, um später wieder in eine Wohnung in der Nähe des Gymnasiums zurückzukehren.

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beherbergte der Palast das Warschauer Rathaus. Im Jahr 1925 wurde Maria Skłodowska-Curie hier die Ehrenbürgerwürde der Stadt Warschau verliehen. Außerdem fand ein Bankett zu Ehren der Wissenschaftlerin statt.

Der Palast wurde 1944 während des Warschauer Aufstands beschädigt und nach dem Krieg abgerissen. Seine heutige Form ist das Ergebnis des Wiederaufbaus in den 1990er Jahren.

Im Inneren des historischen Gebäudes befindet sich die Statue von Maria Skłodowska-Curie, geschaffen von Maksymilian Biskupski. Als die Wissenschaftlerin 1925 die Technische Universität Warschau besuchte, wurde sie von den Professoren mit großen Ehren empfangen. Ein Jahr später verlieh ihr die Fakultät für Physik die Ehrendoktorwürde.

„1912 hatte ich die Gelegenheit, mit der dortigen Wissenschaftlichen Gesellschaft ein radiologisches Labor in Warschau zu gründen. Ich wurde mit seiner Verwaltung betraut. Obwohl ich Frankreich nicht verlassen und nicht nach Polen zurückkehren konnte, erklärte ich mich bereit, die Organisation der Forschung in der neuen Einrichtung zu übernehmen“, schreibt Maria in ihrer Autobiografie.

Das 1913 eröffnete Warschauer Labor für Radiologie war die erste Einrichtung dieser Art in Polen, die bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit wissenschaftlichem Erfolg in Betrieb war.

Heute ist in dem Gebäude das Mathematische Institut der Polnischen Akademie der Wissenschaften untergebracht. Eine Gedenktafel an der Fassade des Gebäudes informiert über die Vergangenheit dieses Ortes.

Das erste Radium-Institut wurde 1914 in Paris gegründet, das zweite – das Zwillingsinstitut sozusagen – 1932, zwei Jahre vor dem Tod von Skłodowska-Curie, in Warschau. Für Forschungszwecke spendete Maria 1 Gramm Radium, das sie mit Geldern kaufte, die sie von Vertretern der Polnischen Gemeinschaft in den USA erhalten hatte.

Heute befindet sich auf dem Gelände ein Onkologie Zentrum, im Garten neben dem Gebäude wächst noch immer ein von der Nobelpreisträgerin gepflanzter Baum. Gleich hinter dem Zaun des ehemaligen Instituts verläuft eine Straße, die den Namen Maria Skłodowska-Curies trägt, und in der Mitte des Platzes steht ein Denkmal zu Ehren der Wissenschaftlerin.